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EM-Marathons: Sensation & Favoritensieg

Deutsche Sensation Nr. 2: Ulrike Maisch gewinnt EM-Marathon
Der Marathon der Frauen am Samstag, 12. August brachte eine der größten Überraschungen der Leichtathletik-Europameisterschaft 2006 in Göteborg. Zwar gab es vor dem Start keine „logische“ Favoritin für den Titel, der Sieg der Deutschen Ulrike Maisch war dennoch eine handfeste Sensation – und nach dem 10.000 Meter Sieg von Jan Fitschen das zweite völlig unerwartete Langstreckengold für Deutschland. Mit einer persönlichen Bestzeit von 2:31:21 Stunden war die 29-jährige ins Rennen gegangen. Damit lag sie auf Rang 17 der Meldeliste. Bei Kilometer 25 schien denn auch der entscheidende Vorstoß zu erfolgen – ohne Beteiligung von Maisch. Zwei russische Läuferinnen verschärften das Tempo, lediglich die Serbin Olivera Jevtic hielt mit. „Ich wusste, dass dieses Tempo zu schnell für mich sein würde. Stattdessen bin ich gleichmäßig mein Rennen gelaufen“, so die Rostockerin.

Noch bei 35 km hatte Ulrike Maisch als Vierte 41 Sekunden Rückstand auf das Führungstrio. Doch keine an der Spitze konnte das Rennen durchziehen, während Maisch bis zum Schluss entschlossen und kraftvoll wirkte. Sie kam näher und näher, kurz nach Kilometer 40 überholte Maisch auch die bis dahin führende Russin Irina Permitiva und war plötzlich auf dem Weg zum EM-Titel. Den ließ sie sich in 2:30:01 Stunden nicht mehr streitig machen. „Dieser Lauf war wie für mich gestrickt“, sagte die Läuferin, die sich im Höhentrainingslager in der Schweiz auf dieses Rennen vorbereitet hatte. „Das Anfangstempo war langsam und die Strecke hatte ein paar Höhenunterschiede – beides war gut für mich. Der Zieleinlauf im Stadion war der Wahnsinn. Die Leute haben hier so geschrieen und ich wusste, dass meine Familie und Freunde im Stadion sind, und dass vor dem Fernseher die ganzen Leute zusehen. Ich musste schon fast ein bisschen heulen. Das war einfach ein tolles Gefühl.“


Stefano Baldini: Der Olympiasieger ist zum zweiten Mal Europameister
Wer als Olympiasieger in ein Rennen geht, von dem wird doch Einiges erwartet. Insofern kann der Erfolg des Italieners Stefano Baldini gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Spanier, Portugiesen und Italiener dominierten lange in der Spitzengruppe des EM-Marathons der Männer am Sonntag, 13. August. „Man of the Race“, so muss das gesagt werden, war jedoch der Schweizer Viktor Röthlin. Schon in den Anfangsphasen machte er Tempo und lag streckenweise allein an der Spitze. Als in der zweiten Streckenhälfte einer nach dem anderen zurückfiel, war er immer noch dabei. Mit einer Bestzeit von 2:09:59 Stunden vom Zürich-Marathon hat Röthlin zwar eine sehr respektable Marke stehen, dass er den EM-Marathon maßgeblich bestimmen würde, war jedoch nicht zu erwarten. Schließlich konnte er gemeinsam mit Olympiasieger Baldini sogar den spanischen Vize-Weltmeister Julio Rey abschütteln, der schließlich Dritter wurde. Beide, Baldini und Röthlin, wirkten selbst in dieser Rennphase noch kraftvoll und konzentriert. Wechselnd sorgten sie für das Tempo, aber niemand konnte sich absetzen. An der 40-km Marke kam der entscheidende Antritt von Baldini, und in 2:11:32 Stunden holte er seinen zweiten EM-Titel nach Budapest 1998.

„Für mich lief heute alles perfekt. Es war nicht leicht, gegen den Wind zu laufen, und auch die Strecke war teilweise nicht einfach“, so der Olympiasieger von Athen 2004. „Schritt für Schritt plane ich Richtung Olympia 2008, denn ich möchte meinen Titel verteidigen.“ Röthlin wurde mit 18 Sekunden Rückstand Zweite und feierte den größten Erfolg seiner Laufbahn: „Es ist unglaublich. Ich habe Silber gewonnen, nicht Gold verloren.“ Nach dem starken Auftritt von Christian Belz, der über 10.000 Meter nach engagiertem Rennen den vierten Platz erreichte, wurden die Langstreckenläufer aus unserem Nachbarland doch noch mit einer Medaille belohnt.

Leichtathletik-Europameisterschaften
Göteborg 2006

Marathon Männer
1. Stefano Baldini (ITA) 2:11:32
2. Viktor Röthlin (SUI) 2:11:50
3. Julio Rey (ESP) 2:12:37
4. Luc Krotwaar (NED) 2:12:44
5. Francesco Ingargiola (ITA) 2:13:04

Marathon Frauen
1. Ulrike Maisch (GER) 2:30:01
2. Olivera Jevtic (SER) 2:30:27
3. Irina Permitina (RUS) 2:30:53
4. Zivile Balciunaite (LTU) 2:31:01
5. Bruna Genovese (ITA) 2:31:15