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Sharon Lokedi bricht Streckenrekord beim Boston-Marathon

Sharon Lokedi hat beim 129. Boston-Marathon den Streckenrekord pulverisiert. Die Kenianerin siegte in 2:17:22 und war damit über zweieinhalb Minuten schneller als die Äthiopierin Buzunesh Deba, die 2014 eine Zeit von 2:19:59 erreicht hatte. Die Vorjahres-Zweite Sharon Lokedi verhinderte einen dritten Sieg in Folge von Hellen Obiri. Ihre kenianische Landsfrau wurde Zweite in 2:17:41. Als Dritte lief die Äthiopierin Yalemzerf Yehualaw nach 2:18:06 ins Ziel.

Bei den Männern gewann John Korir in 2:04:45 Stunden. Damit erreichte der Kenianer, der im vergangenen Oktober auch schon den Chicago-Marathon gewonnen hatte, die drittschnellste je in Boston gelaufene Zeit. Im Spurt um Platz zwei setzte sich Alphonce Simbu (Tansania) in 2:05:04 knapp vor dem zeitgleichen Cybrian Kotut (Kenia) durch. Conner Mantz lief als Vierter starke 2:05:08. Als US-Rekord kann die Zeit jedoch nicht anerkannt werden, da die Strecke in Boston nicht die Kriterien für die Anerkennung von Rekorden erfüllt.

48 Läufer*innen aus Österreich schafften die fordernde, hügelige Strecke von Hopkinton ins Stadtzentrum von Boston. Sehr beachtlich einmal mehr die ehemalige Marathon-Staatsmeisterin Carola Bendl-Tschiedel, die in 2:56:09 Stunden (2:57:03 brutto) den siebten Platz in der Klasse W45 holte. Schnellster Mann war Fabian Friedwagner in 2:47:22 (2:51:24 brutto).

Das Rennen der Frauen

Mit dem Streckenrekord sorgte Sharon Lokedi für das Highlight bei dem Marathon-Klassiker. Das Rennen hatte schnell begonnen und die Zwischenzeiten deuteten frühzeitig auf eine Zielzeit von klar unter 2:20:00 Stunden hin, die es in Boston bisher erst einmal gegeben hatte. Nach 32:51 Minuten hatte die 15-köpfige Spitzengruppe den 10-km-Punkt erreicht. An der Halbmarathon-Marke waren noch fünf Läuferinnen in der ersten Gruppe: Neben den Kenianerinnen Sharon Lokedi, Irine Cheptai und Hellen Obiri waren dies die Äthiopierinnen Yalemzerf Yehualaw sowie Amane Beriso. 68:46 Minuten war hier die Durchgangszeit.

Cheptai fiel dann im hügeligen Teil der Strecke vor Kilometer 30 zurück und auch Lokedi schien den Anschluss zu verlieren. Doch die spätere Siegerin kämpfte sich wieder heran und etwas später, zwischen 34 und 35 km, konnte die amtierende Marathon-Weltmeisterin Beriso das Tempo nicht mehr halten. Weitere fünf Kilometer später war auch Yehualaw geschlagen, weil Lokedi auf das Tempo drückte. Lediglich Obiri konnte noch mithalten, doch im Gegensatz zum Vorjahr musste sie sich im Zweikampf mit Lokedi dieses Mal geschlagen geben. Knapp 1,5 km vor dem Ziel setzte sich Sharon Lokedi ab und lief in ihrem sechsten Marathon zum zweiten Sieg. 2022 hatte die 31-Jährige, die im vergangenen Sommer Vierte bei den Olympischen Spielen war, ihr Debüt in New York gewonnen.

„Ich bin überwältigt von diesem Erfolg. Als ich die Halbmarathon-Zwischenzeit sah, dachte ich, das ist ja viel zu schnell. Aber ich habe an mich geglaubt. Ich dachte mir, versuche es, mal sehen was geht. Wenn man es nicht versucht, wird man nie wissen was möglich ist“, sagte Sharon Lokedi, die bereits seit zehn Jahren in den USA lebt und in Flagstaff trainiert.

Das Rennen der Männer

Bei guten Wetterbedingungen liefen auch die Männer in Boston, wo traditionell keine Tempomacher im Rennen sind, von Beginn an sehr schnell. Die 10-km-Zwischenzeit von 28:52 Minuten deutete dabei für die 19-köpfige Spitzengruppe sogar auf eine Endzeit von knapp unter 2:02:00 hin. In der Folge beruhigte sich das Tempo etwas und die Halbmarathon-Durchgangszeit betrugt dann 61:52. Bis zur 30-km-Marke (1:28:39) hatte sich die Spitzengruppe auf 13 Läufer reduziert. Nicht mehr dabei war zu diesem Zeitpunkt der Titelverteidiger Sisay Lemma (Äthiopien). Der VCM-Sieger von 2015 beendete das Rennen vorzeitig.

Es war in der Folge John Korir, der an der Spitze das Tempo forcierte. Am berüchtigten Heartbreak Hill, rund zehn Kilometer vor dem Ziel, konnte sich der Kenianer dann absetzen und relativ schnell einen deutlichen Vorsprung herauslaufen. Bei Kilometer 35 betrug dieser schon gut 100 Meter und nach 40 km war er auf 59 Sekunden angewachsen. Während John Koriri, der vor einem Jahr in Boston noch Rang vier belegt hatte, zu einem souveränen Sieg in 2:04:45 lief, entwickelte sich hinter ihm ein spannender Kampf um Platz zwei. Dabei setzte sich Alphonce Simbu in 2:05:04 ganz knapp vor dem zeitgleichen Cybrian Kotut durch. Der US-Amerikaner Conner Mantz setzte als Vierter seinen Aufwärtstrend fort. Er lief nach 2:05:08 ins Ziel. „Ich habe um Platz zwei gekämpft, aber die anderen beiden waren einfach zu stark. Ich hoffe, dass ich irgendwann in der Zukunft den Boston-Marathon gewinnen kann“, sagte Conner Mantz. Als Fünfter lief der zweifache 5.000-m-Weltmeister Muktar Edris (Äthiopien) mit 2:05:59 ein gutes Marathon-Debüt.

Für ein Novum sorgte John Korir beim Boston-Marathon. Denn zum ersten Mal in der langen Geschichte des Rennens gibt es nun zwei Brüder, die den Klassiker gewonnen haben. 2012 hatte Wesley Korir den Lauf, der damals bei sehr hohen Temperaturen stattfand, in 2:12:40 gewonnen. Sein jüngerer Bruder John lief nun in Boston bereits zum zweiten großen Marathon-Sieg in Folge. Im vergangenen Oktober hatte er in Chicago mit einer Weltklassezeit von 2:02:44 überrascht. „Ich war gut vorbereitet und hatte meinem Bruder versprochen, zu gewinnen. Das ist natürlich etwas besonderes, dass wir beide Boston-Sieger sind“, sagte der 28-jährige John Korir, der wenige Meter nach dem Start stürzte, aber trotz dieses Malheurs am Ende siegte. „Es war am Anfang etwas schmerzhaft, aber dann ging es.“  

Ein schwieriges Rennen wurde es für Johannes Motschmann, der bei seiner Boston-Marathon-Premiere die erste Hälfte in 65:01 Minuten gelaufen war. Danach jedoch, im hügeligen Terrain, brach der Berliner ein und kam schließlich nur auf Position 49 nach 2:22:36 ins Ziel.
 

Top-Ergebnisse, Männer:

1. John Korir            KEN        2:04:45
2. Alphonce Simbu        TAN        2:05:04
3. Cybrian Kotut        KEN        2:05:04
4. Conner Mantz        USA        2:05:08
5. Muktar Edris        ETH        2:05:59
6. Rory Linkletter        CAN        2:07:02
7. Clayton Young        USA        2:07:02
8. Tebello Ramakongoana    LES        2:07:19
9. Daniel Mateiko        KEN        2:07:52
10. Ryan Ford            USA        2:08:00

Frauen:

1. Sharon Lokedi        KEN        2:17:22
2. Hellen Obiri            KEN        2:17:41
3. Yalemzerf Yehualaw    ETH        2:18:06
4. Irine Cheptai        KEN        2:21:32
5. Amane Beriso        ETH        2:21:58
6. Calli Thackery         GBR        2:22:38
7. Jess McClain         USA        2:22:43
8. Annie Frisbie         USA        2:23:21
9. Stacy Ndiwa         KEN        2:23:29
10. Tsige Haileslase         ETH        2:23:43

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VCM News / Jörg Wenig