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Timo Hinterndorfer bester Österreicher bei Halbmarathon-EM in Rom

Männerteam holt neunten Rang. Julia Mayer mit gutem Zwischenschritt für den Olympiamarathon.

Herzlichen Glückwunsch an Österreichs Teilnehmer beim Halbmarathon der Leichtathletik-EM in Rom!

Sechs österreichische Läufer*innen gaben am Sonntag, 9. Juni auf einem attraktiven Stadtkurs mit Ziel im Olympiastadion ihr Bestes. Wir freuen uns sehr, dass alle sechs beim Vienna City Marathon und / oder bei den VCM Winterläufen am Start waren. Die Ergebnisse von diesen Läufen haben bei wesentlich zu den für die EM-Teilnahme nötigen Platzierungen in der Europarangliste beigetragen.

Das ÖLV-Männerteam kam in der Nationenwertung auf den neunten Rang. In dieser Wertung wurden die Zeiten der schnellsten drei Läufer pro Land addiert. Ein positives Zeichen dafür, dass sich in der heimischen Laufszene etwas entwickelt, wenn auch in Rom sicherlich ein paar Plätze mehr möglich gewesen wären, wenn alle in Hochform agieren. Österreich kam mit 3:16:12 Stunden in die Wertung. Den Sieg holten sich Italien mit 3:03:34 Stunden, die ihre besten Läufer mit überragenden Einzelplatzierungen auf den Rängen 1, 2 und 6 ins Ziel brachten.

Alle Ergebnisse gibt es auf www.european-athletics.com. Es ist dafür jedoch eine Registierung nötig.

Hinterndorfer zeigt erneut auf

Timo Hinterndorfer, im April Sieger des Wiener Städtische Halbmarathons beim VCM und mit 19 Jahren der Jüngste des gesamten Feldes, zeigte in starken 1:04:27 Stunden am 32. Platz die beste Leistung. „Ich bin sehr mutig angelaufen. Es ist früher, als ich es gerne gehabt hätte, schon anstrengend geworden, ich bin am Ende aber gut zurückgekommen“, kommentierte er sehr zufrieden.

Die Rangordnung innerhalb des österreichischen Teams legte er gleich von Beginn an fest, denn er startete couragiert der anfänglich großen Spitzengruppe ins Rennen. Die ersten 5 Kilometer legte er in 14:40 Minuten zurück, die ersten 10 Kilometer in 29:49 Minuten – sein ÖLV U23-Rekord auf dieser Distanz ist nur 20 Sekunden schneller.

Bedeckter Himmel, Temperaturen von 23-25°C, hohe Luftfeuchtigkeit: Es war kein extremes Hitzerennen, aber sicher nicht einfach zu laufen. Mit Fortgang des Laufs kam bei den Frauen, die um 9:30 Uhr eine halbe Stunde nach den Männern gestartet waren, auch direkte Sonneneinstrahlung dazu.

Inmitten eines Klassefeldes

An eine neue Bestleistung war bei diesen Bedingungen bei Hinterndorfer (Bestleistung 1:03:05) und generell nur bei ganz wenigen Läufern im Feld zu denken. Seine Leistung inmitten von europäischen Klasseläufern ist umso höher einzuschätzen. Den deutschen Hendrik Pfeiffer und Titelverteidiger Tadesse Abraham konnte Timo um jeweils zwei Plätze distanzieren. Marathon-Europameister Richard Ringer und Italiens 2:07-Marathonläufer Daniele Meucci querten nur 34 bzw. 42 Sekunden vor ihm die Ziellinie. Das Ziel der EM-Teilnahme in der Allgemeinen Klasse hat Hinterndorfer bravourös geschafft. In den nächsten Monaten wird man den Achtplatzierten der letztjährigen U20-EM über 5000 m wieder vermehrt auf kürzeren Strecken und bei Wettkämpfen auf der Laufbahn sehen.

Ziel im Olympiastadion

Zum ersten Mal seit 2006 befand sich das Ziel eines EM-(Halb)marathons wieder im Stadion, und nicht an einem zentralen Ort der Stadt. Der Einlauf durch den Tunnel und der Moment des Auftauchens im Stadion-Innenraum sind Extraklasse, auch wenn das Oval am Sonntagvormittag keineswegs gefüllt war. – Für Europameisterschaften ist dieses Setting aber Geschichte. Mehr dazu unten.

Geburtstagsparty von Andreas Vojta

Andreas Vojta feierte am Renntag seinen 35. Geburtstag und holte als zweitbester Österreicher Rang 42 in 1:05:38. Mit seiner Leistung war er nicht zufrieden. „Mit dem Wetter haben wir heute sogar noch etwas Glück gehabt. Es ist keine gute Zeit und war kein überragendes Ergebnis, aber etwa im Bereich der Erwartungen. Ich habe die letzten 2-3 Kilometer noch beschleunigt. Vom Gefühl her habe ich im Moment nicht ganz den Punch wie beim Vienna Calling Halbmarathon im März“, sagte er nach seiner siebten EM-Teilnahme. – Einige andere Athleten haben ebenfalls sieben Starts bei Leichtathletik-Europameisterschaften zu Buche stehen, aber niemand hat mehr als Andreas Vojta, wie der Krone Leichtathletik-Experte Olaf Brockmann feststellte.

Herzog mit Zurückhaltung und Talent

Peter Herzog trug mit 1:06:27 und dem 49. Patz zur Mannschaftswertung bei. Nach dem erfolgreichen Comeback beim Vienna City Marathon und danach auch als Sieger beim Salzburg Marathon ist das Training aufgrund seines Studiums und des nahenden Semester-Endes manchmal zu kurz gekommen. „Ich bin zurückhaltend ins Rennen gegangen. Nach 5-6 Kilometern habe ich einen guten Rhythmus gefunden. Ich habe zuerst Mario (Bauernfeind) eingeholt und dann auch Andi (Vojta) von hinten gesehen. Für mich habe ich heute das Maximum rausgeholt. Ich bin mit dem gelaufen, was mir der Herrgott gegeben hat – mit meinem Talent. Es ist eine riesige Freude, inmitten dieser großen Sportfamilie und mit unserem tollen Team zu laufen“, kommentierte der ÖLV-Marathonrekordhalter.

„Kampf, Kampf, Kampf“ für Mario Bauernfeind

Mit Mario Bauernfeind in 1:08:03 (54.) und Dominik Stadlmann in 1:09:03 (57.) schaffte es das gesamte Team ins Ziel, was keine Selbstverständlichkeit ist. Beide waren nicht happy mit ihren Vorstellungen.

„Es war von Anfang an nicht gut. Ich habe keinen guten Rhythmus gefunden und habe schon früh gewusst, dass es nichts wird heute“, sagte Bauernfeind. „Es war ein hartes Rennen. Ich bin aber froh, dass ich bei meiner ersten EM im Ziel bin. Es war Kampf, Kampf, Kampf. Ich habe zuerst versucht, mit Andi Vojta mitzulaufen, weil wir auch viel gemeinsam trainiert haben. Dann mit Peter Herzog, als er mich eingeholt hat, aber ich konnte nicht mitgehen. Jetzt kommen ruhigere Wochen, dann geht es wieder in die Vorbereitung auf einen Herbstmarathon.“

Stadlmann „nicht abgeliefert“

Dominik Stadlmann nahm leider kein Erfolgserlebnis mit aus Rom, aber immerhin ein EM-Finish. „Bei Kilometer 7-8 ist es heute abrupt schlechter geworden. Von einem Schritt auf den anderen habe ich Atemprobleme bekommen", kommentierte er. Zwar konnte er dennoch einige Läufer noch überholen, diese haben danach aber aufgegeben. "Ich habe schon die ganze Saison nicht abgeliefert, was ich mir vorgenommen habe. Ein Knackpunkt war für mich die Marathon-Staatsmeisterschaft im April. Ich bin dort zwar ins Ziel gelaufen, aber es war mental schwierig, da wieder rauszukommen“, kommentierte er. Welche neue Zielsetzung es nun für ihn gibt, wird er in den nächsten Wochen überlegen – er wird wohl im Bereich 5 km – 10 km – Halbmarathon zu finden sein.

Julia Mayer: Schritt zum Olympiamarathon

Julia Mayer schaffte mitten in der Olympiavorbereitung den Halbmarathon in 1:12:40 Stunden und holte Rang 36. „Es war ein Wechselbad der Gefühle, im Ganzen aber ein solider Lauf.“ Mal ist es gut, zwischendurch auch wieder schlechter gelaufen. „Ich wollte noch ein paar Plätze gut machen. Bei Kilometer 19,5 hat mich dann die Hitze getroffen. Insgesamt war es solide und ich bin irrsinnig happy. Ich habe zuletzt viele Höhenmeter und im Gelände trainiert. Das war heute mein erster harter Tempolauf im Flachen.“ Den Zeitabstand zu ihrem ÖLV-Rekord von 1:11:09 konnte sie angesichts der schwierigen Bedingungen in Grenzen halten. In Summe zählt das Rennen für sie als wichtiger Schritt zum Olympiamarathon. 

Die Frauen liefen klarerweise auf dem gleichen Kurs wie die Männer. Die klug designte Strecke startete in der Nähe des Kollosseums und führte auf den ersten sechs Kilometern zu mehreren touristischen Highlights wie der Piazza Navona und dem Petersplatz. Danach folgte eine dreimal zu durchlaufende Schleife entlang des Flusses Tiber mit einer Schlusspassage ins historische, jedoch auf modernen Status gebrachte Olympiastadion. Der Ablauf funktionierte perfekt, sodass das Frauenfeld zur Tiber-Schleife kam, kurz nachdem die letzten Männer in Richtung Stadion abgebogen sind. 

Starke Siegerleistungen der neuen Europameister

Neue Europameister sind Yemaneberhan Crippa (Italien) in 1:01:03 und die Norwegerin Karoline Grøvdal in 1:08:09.

Crippa siegte mit einem Meisterschaftsrekord vor seinem Landsmann Pietro Riva, der nach 61:04 im Ziel war. Der Deutsche Amanal Petros lief an dritter Position 61:07 und führte damit das deutsche Team zur Bronzemedaille. Gut 300 Meter vor dem Ziel hatte er Pech, weil er im Kampf um die Goldmedaille auf die Innenbegrenzung der Bahn getreten war und umknickte.

Bei den Frauen war es nur zwei Tage nach ihrer Silbermedaille über 5.000 m überraschend Karoline Grovdal (Norwegen), die in der Hitze dominierte und den erst zum zweiten Mal nach 2016 bei einer EM veranstalteten Halbmarathon gewann. Sie lief einen Meisterschafts-Rekord von 68:09 Minuten und siegte klar vor der aus Kenia stammenden Rumänin Joan Melly, die nach 68:55 im Ziel war. Dritte wurde die Britin Calli Hauger-Thackery mit 68:58. Als Fünfte lief die Deutsche Melat Kejeta mit 69:42 ein gutes Rennen, auch wenn es nicht für eine Medaille reichte.

Zweiter und letzter EM-Halbmarathon auf diese Weise

Die Europameisterschaften im Halbmarathon fanden zum zweiten und zugleich letzten Mal auf diese Weise statt. Erste Austragung war im Rahmen der Leichtathletik-EM 2016 in Amsterdam. Sieger waren Tadesse Abraham (62:03 Minuten) aus der Schweiz und Sara Moreira (70:19 Minuten) aus Portugal. Die besten österreichischen Platzierungen erreichten Lemawork Ketema auf Rang 20 (65:10) unter 84 Finishern und Andrea Mayr auf Rang 30 (73:49) unter 81 Läuferinnen im Ziel.

Wird neues EM-Format erfolgreich?

Bei der nächsten Leichtathletik-EM in Birmingham 2026 wird kein Straßenlaufbewerb mehr ausgetragen. Stattdessen werden ab 2025 in einem eigenen Event abgetrennt von der Stadionleichtathletik alle zwei Jahre die Europameister im Marathon, Halbmarathon und 10-km-Lauf gekürt. Premiere dafür ist am 12./13. April 2025 auf einem hügeligen Kurs zwischen Brüssel und Leuven in Belgien. Man darf gespannt sein, wie dieses neue Event inmitten der internationalen Frühjahrs-Marathonsaison bei Athlet*innen und Verbänden aufgenommen wird. Der Marathonkurs in Brüssel 2025 ist nach aktuellem Stand nicht für Rekorde geeignet ist, weil die Luftlinienentfernung zwischen Start und Ziel mehr als 50 Prozent der Renndistanz beträgt.

 

Ergebnisse - Männer

1. Yemaneberhan Crippa    ITA    61:03
2. Pietro Riva            ITA    61:04
3. Amanal Petros        GER    61:07
4. Maru Teferi            ISR    61:10
5. Samuel Fitwi         GER    61:17
6. Pasquale Selvarolo     ITA    61:27
7. Gashau Ayale        ISR    61:28
8. Eyob Faniel            ITA    61:29
9. Girmaw Amare        ISR    61:31
10. Yohanes Chiappinelli    ITA    61:42
32. Timo Hinterndorfer (DSG Wien) AUT  64:27
42. Andreas Vojta (team2012.at) AUT  65:38
49. Peter Herzog (Union Salzburg Leichtathletik) AUT 66:07
54. Mario Bauernfeind (ÖBV Pro Team) AUT 68:03
57. Dominik Stadlmann (ÖBV Pro Team) 69:03 

Frauen

1. Karoline Grovdal        NOR    68:09
2. Joan Melly            ROU    68:55
3. Calli Hauger-Thackery    GBR    68:58
4. Delvine Meringor        ROU    69:25
5. Melat Kejeta        GER    69:42
6. Abbie Donnelly         GBR    69:57
7. Fabienne Schlumpf        SUI    70:01
8. Mekdes Woldu         FRA    70:04
9. Clara Evans         GBR    70:06
10. Lonah Salpeter        ISR    70:28
36. Julia Mayer (DSG Wien) AUT 72:40
 

VCM News / Andreas Maier