Tigst Assefa läuft „Women only-Weltrekord“, Sebastian Sawe siegt erneut, über 56.000 Finisher
Sabastian Sawe und Tigst Assefa haben den London-Marathon mit absoluten Weltklassezeiten gewonnen und dabei jeweils die zehntschnellste je gelaufene Zeit über die 42,195 km erzielt. Die Äthiopierin stellte mit 2:15:50 Stunden sogar einen Weltrekord für reine Frauen-Rennen auf (ohne männliche Tempomacher) auf und erreichte ebenso wie der Kenianer eine Jahresweltbestzeit. Die äthiopische Olympia-Zweite Assefa distanzierte Joyciline Jepkosgei (Kenia/2:18:44) und die Olympiasiegerin Sifan Hassan (Niederlande/2:19:00) deutlich.
In seinem zweiten Rennen über die 42,195 km lief Sabastian Sawe zum zweiten großen Sieg. Mit 2:02:47 Stunden siegte er überlegen vor dem Halbmarathon-Weltrekordler Jacob Kiplimo (Uganda), der bei seinem Debüt Zweiter wurde in hervorragenden 2:03:37. Als Dritter lief der Titelverteidiger Alexander Munyao (Kenia) 2:04:20. Der zweifache Olympiasieger Eliud Kipchoge erreichte mit 40 Jahren in starken 2:05:25 den sechsten Platz. Bei am Ende sehr warmem Wetter mit Temperaturen von deutlich über 20 Grad Celsius mussten die meisten Läufer*innen auf den letzten Kilometern deutlich Zeit liegen lassen. Darunter auch der Deutsche Amanal Petros (Hannover 96) auf Rang acht mit 2:06:30. Den avisierten deutschen Rekord von 2:04:56 verpasste er damit deutlich.
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64 österreichische Läufer*innen schafften es ins Ziel auf der Mall, darunter unser VCM-Kollege Laurin Stadlbauer! Die Schnellsten waren Lukas Hinzerhölzl in 2:48:40 und Julia Jakob in 3:01:10 Stunden. Allen herzlichen Glückwunsch!
Das Rennen der Männer
Die Führungsgruppe mit absoluten Weltklasseläufern schlug ein enormes Tempo ein. Nach 28:57 Minuten waren die ersten 10 km gelaufen - die Zeit deutete auf eine Zielzeit von 2:02:10 Stunden hin. Zehn Läufer erreichten dann die Halbmarathonmarke nach 61:30. Darunter auch Eliud Kipchoge, dem viele nach seinem Olympia-Aus in Paris keine hochwertige Leistung mehr zugetraut hatten. Auch bei Kilometer 30 waren u.a. Kipchoge und der Deutsche Petros noch vorne dabei. Doch danach drückte Sawe, der sein Debüt in Valencia im vergangenen Dezember in 2:02:05 gewonnen hatte, auf das Tempo und die Gruppe fiel auseinander.
Während Sawe beschleunigen konnte, hielt nur noch Jacob Kiplimo den Abstand halbwegs in Grenzen. Kiplimo hatte im Februar den Halbmarathon-Weltrekord auf 56:42 Minuten geschraubt. Manche sahen schon einen Sub-2 Marathon für ihn voraus. Beim Marathondebüt und nur zwei Monate nach dem grandiosen Halbmarathon-Speed war dies jedoch zu hoch gegriffen.
Hinter Sawe und Kiplimo fielen alle anderen deutlich zurück - darunter auch der Olympiasieger Tamirat Tola (Äthiopien), der am Ende Fünfter wurde in 2:04:42. Bester Europäer war Abdi Nageeye (Niederlande) als Vierter. Er zeigte mit 2:04:20 einmal mehr eine sehr starke Leistung.
Das Rennen der Frauen
Im Rennen der Frauen verlor überraschend die Olympiasiegerin und Europarekordlerin Sifan Hassan (Niederlande) schon vor der 20-km-Marke den Anschluss an die Spitze. Beim Halbmarathon-Punkt hatten Tigst Assefa und Joyciline Jepkosgei mit 66:40 Minuten einen Vorsprung von zehn Sekunden auf die Olympiasiegerin, der sich in der Folge ständig weiter vergrößerte. Dieses Mal fand Sifan Hassan keinen Weg zurück an die Spitze. Die Entscheidung fiel dann bald nach Kilometer 35: Tigst Assefa setzte sich von Joyciline Jepkosgei ab und gewann zum ersten Mal den London-Marathon. „Ich habe hart dafür gearbeitet“, sagte Tigst Assefa. „Es bedeutet mir viel, den Weltrekord für reine Frauen-Rennen gebrochen zu haben“, sagte die Äthiopierin, die die Bestzeit der Kenianerin Peres Jepchirchir um 26 Sekunden unterbot. Jepchirchir hatte in London vor einem Jahr in 2:16:16 gewonnen. In ihrem Marathon-Debüt lief Eilish McColgan (Großbritannien) als Achte 2:24:25 und verbesserte damit den schottischen Rekord ihrer Mutter Liz McColgan, die den London Marathon 1996 gewonnen hatte.
Größte Marathons
Die Atmosphäre des Events und alle damit verknüpften Auswirkungen auf die Stadt, die Wirtschaft und die Charity-Unterstützung waren einmal mehr grandios. Dass London der laut Eigenbeschreibung „großartigste Marathon der Welt“ ist, darüber kann man tatsächlich diskutieren, auch wenn es dafür keine validen Kriterien gibt. Mit über 56.000 Finishern feierte sich das Event am Sonntag Abend sogar als „größter“ Marathon aller Zeiten. Die Höchstmarke des New York City Marathons von 55.646 war übertroffen worden, nachdem zuvor die Topmarke in Berlin gelegen war. Der Paris Marathon wiederum hatte sich am 13. April mit 56.950 Läufer*innen als größter Marathon der Geschichte bezeichnet. Der London Marathon postete am Sonntag ein Bild von Läufermassen auf der Tower Bridge mit der Caption “Hang it in the Louvre”. Wie immer man dies interpretieren mag - etwas kurios, dieser Wettstreit. Großartig, mitreißend und inspirierend – das sind diese Marathons und viele, viele andere in jedem Fall.
Top-Ergebnisse
Männer:
1. Sebastian Sawe KEN 2:02:27
2. Jacob Kiplimo UGA 2:03:37
3. Alexander Munyao KEN 2:04:20
4. Abdi Nageeye NED 2:04:20
5. Tamirat Tola ETH 2:04:42
6. Eliud Kipchoge KEN 2:05:25
7. Amanal Petros GER 2:06:30
8. Mahamed Mahamed GBR 2:08:52
Frauen:
1. Tigst Assefa ETH 2:15:50
2. Joyciline Jepkosgei KEN 2:18:44
3. Sifan Hassan NED 2:19:00
4. Haven Hailu Desse ETH 2:19:17
5. Vivian Cheruiyot KEN 2:22:32
6. Stella Chesang UGA 2:22:42
7. Sofia Yaremchuk ITA 2:23:14
8. Eilish McColgan GBR 2:24:25
VCM News. Text: Jörg Wenig / AM