Sieg mit WM-Rekord von 2:05:36 Stunden, Kenia läuft in Debakel
Tamirat Tola hat bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene (USA) die Marathon-Goldmedaille gewonnen. Nach einer enormen Tempoverschärfung auf den letzten zehn Kilometern siegte der Äthiopier mit deutlichem Vorsprung in einer WM-Rekordzeit von 2:05:36 Stunden. Der 30-Jährige hatte 2017 bereits Silber im WM-Marathon gewonnen. Tamirat Tolas Landsmann Mosinet Geremew wurde bei guten Wetterbedingungen mit Temperaturen zwischen 15 und 18 Grad Celsius und bedecktem Himmel Zweiter in 2:06:44. Wie vor einem Jahr bei den Olympischen Spielen in Japan gewann Bashir Abdi (Belgien) die Bronzemedaille. Er war nach 2:06:48 im Ziel.
Schnellster WM-Marathon ever
Für die größte Überraschung im Spitzenfeld sorgte der Kanadier Cameron Levins, der als Vierter lange Zeit in der Spitzengruppe gelaufen war und mit 2:07:09 Stunden sogar einen Landesrekord aufstellte. Aufgrund des milden Wetters im Hochsommer, der frühen Startzeit um 6:15 Uhr und der generellen Leistungsentwicklung im Marathon auch aufgrund der Schuhtechnologie ging der historisch schnellste Meisterschafts-Marathon in Szene. Elf Läufer blieben unter 2:08 Stunden, 19 erreichten Zeiten von unter 2:10.
Kenia ohne Medaillenerfolg und mit Dopingfall
Eine sportliche und moralische Niederlage musste die Laufnation Kenia einstecken. Geoffrey Kamworor kam als Bester in 2:07:14 auf Rang fünf, Barnabas Kiptum in 2:08:59 auf Rang 15. Der dritte kenianische Läufer im WM-Aufgebot Lawrence Cherono war kurzfristig von der Athletics Integrity Unit wegen einer positiven Dopingprobe suspendiert worden.
Wenige Europäer am Start – Deutschlands Tom Gröschel auf Rang 43
Der einzige Marathonläufer in Eugene aus dem deutschsprachigen Raum war Tom Gröschel (TC Fiko Rostock). Er lief bei seinem WM-Debüt auf Platz 43 in 2:14:57. Damit lag er - wenn man von den persönlichen Bestzeiten der Läufer im Feld ausging - recht gut und etwas besser als erwartet. Immerhin war Tom Gröschel der sechstbeste europäische Läufer in Eugene, wobei man natürlich berücksichtigen muss, dass etliche Topläufer erst bei den Europameisterschaften in München in einem Monat starten werden.
Am 34. Kilometer ging Tola an die Spitze
An der Spitze blieb eine sehr große Gruppe lange zusammen. 33 Athleten waren es an der Halbmarathonmarke, die nach 64:08 Minuten erreicht wurde, und 26 bei Kilometer 30 (1:31:09). Nicht mehr dabei war der Titelverteidiger Lelisa Desisa (Äthiopien), der nach der Hälfte zurückgefallen war und das Rennen dann später aufgab. Als Tamirat Tola, der im vergangenen Herbst den Amsterdam-Marathon gewonnen hatte und dabei seine Bestzeit von 2:03:39 gelaufen war, an die Spitze ging und das Tempo immer mehr verschärfte, fiel die große Gruppe auseinander. Nicht mehr mithalten konnte unter anderen Galen Rupp. Der US-Amerikaner, der bei Olympia 2016 Bronze im Marathon gewonnen hatte, lief am Ende auf Rang 19 ins Ziel.
Mit einem superschnellen 34. Kilometer von 2:43 Minuten sorgte Tamirat Tola für eine Vorentscheidung. Während er in der Folge seinen Vorsprung weiter ausbaute, kämpften hinter ihm Geoffrey Kamworor (Kenia), Mosinet Geremew (Äthiopien), Bashir Abdi (Belgien) und überraschend der Kanadier Cameron Levins um die Silber- und Bronzemedaille. Rund dreieinhalb Kilometer vor dem Ziel mussten der frühere Halbmarathon-Weltrekordler Kamworor und Levins die anderen beiden ziehen lassen. Am Ende war es dann Geremew, der sich von Abdi lösen konnte und auf Platz zwei lief.
„Traum ist wahr geworden“
„Für mich ist ein Traum wahr geworden. Zehn Kilometer vor dem Ziel habe ich mich entschieden, das Tempo zu erhöhen“, sagte Tamirat Tola, der 2016 bei Olympia Bronze über 10.000 m gewonnen hatte. „Ich freue mich, dass wir die ersten beiden Plätze belegt haben. Und es ist mein Ziel im nächsten Jahr wieder bei der WM für Äthiopien zu starten“, erklärte Mosinet Geremew, der bereits bei der WM vor drei Jahren in Doha die Silbermedaille im Marathon gewonnen hatte und immer wieder ein Trainingspartner von Österreichs ehemaligem Rekordhalter Lemawork Ketema ist.
„Das war ein tolles Rennen für mich und ich habe einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ich habe alles gegeben, um bestmöglich vorbereitet an den Start zu gehen. Mir war nach Olympia klar, dass ich mich deutlich steigern musste“, sagte der 33-jährige Cameron Levins, der in Japan vor einem Jahr den olympischen Marathon auf Rang 72 beendet hatte und nun Vierter wurde.
In Österreich nur auf Umwegen live
Bitter für Laufinteressierte aus Österreich: Eine Live-Übertragung war nur mit Umwegen zu sehen. Da der ORF die TV-Rechte für die Weltmeisterschaften hat und am Tag darauf auch ausführliche und gute Zusammenfassungen des Geschehens auf ORF Sport+ bringt, ist der YouTube-Livestream für Österreich aus rechtlichen Gründen gesperrt.
Ergebnisse WM-Marathon Männer, 17.07.2022
1. Tamirat Tola ETH 2:05:36
2. Mosinet Geremew ETH 2:06:44
3. Bashir Abdi BEL 2:06:48
4. Cameron Levins CAN 2:07:09
5. Geoffrey Kamworor KEN 2:07:14
6. Seifu Tura ETH 2:07:17
7. Gabriel Geay TAN 2:07:31
8. Daniel do Nascimento BRA 2:07:35
9. Shumi Dechasa BRN 2:07:52
10. Isaac Mpofu ZIM 2:07:56
11. Maru Teferi ISR 2:07:59
12. Othmane El Goumri MAR 2:08:14
Alle Ergebnisse
VCM News / Text: Jörg Wenig / AM / race-news-service.com