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WM-Marathon der Männer in Tokio

Simbu vor Petros in knappster Entscheidung der WM-Geschichte, Debüt von Aaron Gruen auf Rang 52

Es war knapp wie nie: Nur drei Hundertstelsekunden entschieden im WM-Marathon der Männer über Gold für Alphonce Simbu aus Tansania und Silber für den deutschen Rekordler Amanal Petros. Beide Läufer wurden im Olympiastadion von Tokio zeitgleich mit 2:09:48 Stunden gewertet. Rang drei holte der Italiener Iliass Aouani mit 2:09:53, während bei heiß-schwülem Wetter die favorisierten Läufer aus Kenia und Äthiopien am Ende überraschend keine Rolle spielten.

Aaron Gruen: „Aufgeben wäre leicht gewesen“

Österreichs Rekordhalter Aaron Gruen, der beim Vienna City Marathon 2026 an den Start gehen wird, erreichte bei seinem WM-Debüt in 2:22:07 Stunden den 52. Rang. „Es war das härteste Rennen, das ich je gelaufen bin, aber es war eine Ehre für Österreich zu laufen. Ich habe alles gegeben, was ich gebe konnte. Die erste Hälfte verlief genau nach Plan. Bei Kilometer 22 war es aber, als ob jemand den Lichtschalter abgedreht hätte. Dann ging es nur mehr ums Überleben, jeder Kilometer, jede Verpflegungsstation“, wird er auf oelv.at zitiert.

Nach sehr guter Vorbereitung inklusive Höhentraining in Utah, vielen Läufen in warmer Kleidung und Saunabesuchen zur Einstellung des Körpers auf die Hitzebedingungen konnte er in der zweiten Rennhälfte sein Tempo nicht mehr halten. Andere hatten noch mehr zu kämpfen, wurden viel langsamer oder gaben auf, sodass er von Rang 65 bei der Halbmarathondistanz bis ins Ziel dennoch viele Plätze gutmachte. Gegenüber dem Ranking der Startliste verbesserte er sich um 38 Plätze.

„Es wäre leicht gewesen heute aufzugeben, aber bei einer WM läuft man auf jeden Fall ins Ziel. Es hat auch eine Freude gemacht hier in Japan zu laufen, wo dieser Sport eine so große Bedeutung hat, die Stimmung an der Strecke war manchmal sogar zu motivierend, da musste ich mich teilweise sogar zurückhalten.“

Hohe Ausfallquote

Im Gespräch mit Leichtathletik-Journalisten Olaf Brockmann in Tokio überlegte er mögliche Gründe, warum er das Rennen in der zweiten Hälfte nicht wie gewünscht durchziehen konnte: „Vielleicht war die Anreise doch etwas zu kurz“, sagte er. Aufgrund seines Studiums an der Harvard Medical School in Boston war eine frühere Anreise nicht möglich. Gleich am Montag flog er wieder zurück in die USA.

Die Witterung war mit offiziell angegebenen 26-28°C bei Start und Ziel eine Spur erträglicher als am Vortag bei den Frauen, aber dennoch meilenweit von guten Laufbedingungen entfernt. 66 von 90 Läufern in der Startliste schafften es ins Ziel – eine deutlich höhere Aufgabequote als beim Frauenmarathon.

Unglaubliches Finish um den Titel

An der Spitze blieb eine große Gruppe mit rund 30 Läufern bis weit in die zweite Rennhälfte hinein zusammen. Bei Kilometer 35 waren noch 15 Athleten voran, bei Kilometer 40 war die Spitze auf sechs Mann geschmolzen. Ein Kilometer vor dem Ziel liefen Simbu und Petros Seite an Seite mit Abel Chelangat aus Uganda, Iliass Aouani aus Italien und Haimro Alame für Israel. Beim Einlauf ins Nationalstadion waren nur mehr drei in Front – Petros vor Simbu und Aouani.

200 Meter vor dem Ziel startete Amanal Petros seinen Angriff auf Gold. Rasch holte er einen scheinbar ausreichenden Vorsprung heraus. Auf den letzten 30 Metern kam Simbu aber näher und schaffte es unmittelbar vor dem Ziel mit dem Deutschen gleichzuziehen. Am Zielfoto wurden drei Hundertstelsekunden Unterschied zugunsten des Läufers aus Tanzania festgestellt. Die offizielle Zeit für beide lautete 2:09:48, der Italiener Aouani holte in 2:09:53 die Bronzemedaille.

„Als wir ins Stadion einliefen, war ich nicht sicher, ob ich gewinnen könnte. Ich wusste im Ziel auch nicht, ob ich gewonnen hatte. Als ich das Ergebnis auf den Videoscreens sah, fühlte ich mich erleichtert. Zur Vorbereitung bin ich auf unterschiedlichen Oberflächen und manchmal in hügeligem Gelände, das hat einen Unterschied gemacht“, so Alphonce Simbu, der bereits Bronze bei der WM 2017 in London gewonnen hatte, in einem ersten Statement.

„Das ist ein Traum - es war eine sehr lange Reise zu dieser Medaille. Im Marathon kann immer alles passieren, daher war ich mir nie sicher, dass ich gewinne. Dass ich dann so knapp noch überholt wurde, muss ich akzeptieren“, kommentierte Amanal Petros, der die beste Platzierung der Geschichte eines Marathonläufers für Deutschland bei Weltmeisterschaften erreichte.

Mit Richard Ringer zeigte ein weiterer Deutscher ein starkes Rennen. Der Marathon-Europameister von München 2022 lief auf Rang 13 in 2:11:14.

>> Alle Ergebnisse

1.    Alphonce Felix Simbu TAN 2:09:48
2.    Amanal Petros GER 2:09:48
3.    Iliass Aouani ITA 2:09:53
4.    Haimro Alame ISR 2:10:03
5.    Abel Chelangat UGA 2:10:11
6.    Yohanes Chiappinelli ITA 2:10:15
7.    Gashau Ayale ISR 2:10:27
8.    Samson Amare ERI 2:10:34
9.    Clayton Young 2:10:43
10.    Isaac Mpofu ZIM 2:10:46

52. Aaron Gruen AUT 2:22:07
Halbmarathons: 1:07:39 + 1:14:28 Stunden
5-km-Splits: 15:47 Minuten – 16:05 – 16:04 – 16:07 – 16:47 – 17:54 – 17:42 – 17:57 (7:44 von KM 40 bis ins Ziel)


VCM News / AM, JW